Eichsfelder Koch lernte von den Besten der Welt

Wer sich zufällig in die Eventkitchen by Lukas Bank an der Kurzen Straße in Göttingen verirrt, wird auf einen sympathischen, wenngleich – er mag es verzeihen – auch durchaus etwas unscheinbaren Mann treffen. Auf „Lukas aus Kirchgandern“, wie er sich selbst freundlich vorstellt. 32 Jahre, gepflegtes Äußeres, wache Augen hinter der Brille, angenehmer Eichsfelder Akzent. Wer mit Lukas Bank ins Gespräch kommt, dürfte schon hellhöriger werden und den Eindruck erhalten, dass hier ein Koch am Werk ist, der sein Handwerk beherrscht. Vor allem aber beherrscht er die Kunst des Understatements. Denn wer sich schließlich von Bank bekochen lässt, wird unweigerlich feststellen, dass er soeben mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nie auch nur annähernd so gut bekocht wurde. Keine Übertreibung, für die an dieser Stelle Gelder geflossen sind. Bank ist schlicht ein genialer Kochkünstler, einer der besten, die Deutschland zu bieten hat. Zugeben würde er das selbst niemals. Dafür ist er viel zu zurückhaltend.

Aber erstmal kurz durchatmen, die Köstlichkeiten verdauen und die Zutaten aufzählen, die die Eventkitchen zum Genusstempel machen. Also: Es war einmal der kleine Lukas, der Pilot werden wollte, aber „zu schlecht in der Schule war“. Da seinem Vater aufgefallen war, dass sich der Sohn ständig in der Küche herumtreibt, legte er ihm ein Praktikum in der Hölle für lukullische Genüsse nahe: in der Kantine einer Jugendherberge. Bank hielt stand. Mehr noch, es gefiel ihm, weswegen ein Praktikum im Friedländer Landhaus Biewald folgte. Hier wiederum muss der heranwachsende Lukas erstmals Eindruck hinterlassen haben, denn ihm wurde unmittelbar eine Ausbildung angeboten. „Da bin ich erstmals mit dem Fine Dining in Kontakt gekommen“, erzählt Bank. Und anschließend schaute er bis heute nie wieder in den Rückspiegel – außer vielleicht in den seiner heißgeliebten Motocross-Maschine, aber das ist eine andere Geschichte.

Lukas Bank lernt von den besten Köchen

Von hier an nimmt sein Berufsleben einen rasanten Verlauf. Bank „rutscht in die Sterne-Schiene“, wie er sagt. Er kocht in Kitzbühel bei Simon Taxacher im zweitbesten Restaurant des Landes, im Sissi-Schloss in Salzburg, einigen der Topadressen Deutschlands, kommt in Kontakt mit Prominenten, für die er als Privatkoch auftischt. Beispiele gefällig? Zu seinen Fans zählen Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard, Oligarch Roman Abramowitsch und Fußballweltmeister Mario Götze, dessen Hochzeitsmenü Bank zauberte. Auch gut betuchte Unternehmer buchen den bodenständigen Eichsfelder regelmäßig. Wer ein bisschen recherchiert, wird herausfinden, dass sich damit erstaunliche Tagessätze erzielen lassen. Doch darum geht es Bank nicht primär. Seine Motivation: „Am Ende des Abends überglückliche Gäste zu haben, macht süchtig.“ Dabei ist er sich stets treu geblieben. Setzt Profit nie vor Professionalität, verfiel, durchaus branchenunüblich, nicht dem Alkohol, was seine sportliche Statur belegt, und verließ einst auch ein Spitzenrestaurant, „weil ich den Umgangston für unangebracht hielt“.

Der Zeit als Privatkoch ging unter anderem noch ein Aufenthalt in Vancouver voraus – muss man erwähnen, dass es in einem der besten Restaurants Kanadas war? –, bevor Bank spontan nach Sydney ging. „Eigentlich wollte ich denen in Australien was zeigen – stattdessen habe ich praktisch das Kochen dort nochmal neu erlernt“, erzählt der 32-Jährige. „Wir kochen in Deutschland viel zu kompliziert, dabei gibt es so viele einfache Gerichte und Restaurantkonzepte. Verglichen damit sind wir totale Hinterwäldler.“

Das Neuerlernen, den richtigen Mix aus allen Einflüssen zu finden, endet bei Bank nie. „Ich schaue regelmäßig bei Kollegen über die Schulter, um fit an der Platte zu bleiben.“ Momentan fokussiert er sich darauf, seine Skills bei asiatischem Essen – also echtem, nicht dem hierzulande häufig servierten China-Fresstempel-Menü – zu schleifen. „Geile Ramen und eine  authentische Pho fallen nicht vom Himmel“, sagt Bank. Er wird Monate daran arbeiten. Und er liebt das. Die Herausforderung. Wenn ein Gast beispielsweise ein marokkanisches Menü wünscht. „Ihm dann ein besonderes Erlebnis rüberzubringen, macht wirklich Spaß.“

Kirchganderner eröffnet Restaurant in Göttingen

Was Bank, der seinen Stil als „jung, wild und modern“ bezeichnet, selbst nicht mag, kommt ihm nicht auf den Teller. Stichwörter: Sahne, Mayo, Frittiertes – „das Einmaleins des schlechten Kochens“. Als eine Art ,Signature Dish‘ hat sich derzeit das sardische Hartweizengericht Fregola Sarda etabliert, Wagyu-Fleisch verarbeitet er ebenfalls mit Vorliebe. Er kocht stets mit möglichst vielen regionalen und vor allem extrem frischen Zutaten – wie den Kirschtomaten aus seinem eigenen Garten.

Fisch beispielsweise bezieht der Gourmet – persönliche Lieblingsspeise: Sushi – vom Feinkosthändler Costa Nova, der den Fang zunächst auf Wurmbefall röntgt und anschließend bei minus 72 Grad Celsius schockfrostet. Frisch blieb auch Bank trotz aller Reisestrapazen als Privatkoch. Doch die Familie zog ihn vor einiger Zeit zurück in die alte Heimat nach Kirchgandern. Das hat nicht nur den Vorteil, dass sein inzwischen einjähriger Sohn Aaron feinste Speisen mit in den Kindergarten nimmt und Bank am heimischen Herd „Schadensbegrenzung“ betreiben kann, sondern auch, dass Göttingen um eine kulinarische Attraktion reicher ist. Privatkoch ist er nebenher noch immer. Der Fokus liegt auf der Eventkitchen. Gemeinsam mit einem Hersteller von hochwertigen Holztischen und seiner Mutter – die mit home by ASA passenderweise ein Geschäft für Küchenkeramik und -porzellan betreibt – teilt sich Lukas Bank seit November vergangenen Jahres die Räumlichkeiten in der Göttinger Innenstadt und den Kundenkreis. Die Zielgruppe ist vielfältig. Vorstandsfeiern von Unternehmen, private Ehrentage, Kunden, die für ihr Geschmackserlebnis nicht extra nach Kopenhagen fliegen möchten.

Kochkurse in der Eventkitchen

Überwiegend und am liebsten kocht Bank einfach nur selbst für seine Gäste, achtet penibel auf Sauberkeit, die kunstvolle Anrichtung der Gerichte und Wahl der Teller. Andere Möglichkeit: In einem Kochkurs light, bei dem rund 70 Prozent der Speisen vorbereitet sind, können sich die Teilnehmer selbst beteiligen. Zudem werden auch klassische Kochkurse angeboten, in denen man alles von der Pike auf lernt.

Ab acht Personen und 120 Euro pro Kopf ist man im Rennen. Geboten werden mindestens drei Gänge, ein Apéro, Brot mit Dips, die Getränke gibt es inklusive. Die Auswahl des Menüs wird individuell mit jedem, der zumeist offenen und kultivierten Kunden ein bis zwei Wochen vorab besprochen. Wer möchte, erhält ein herausragendes Schokoladenparfait, die ,Schwarzwald-Edition‘, mit Ganage, Biskuit, Kirschgel und -sorbet serviert in Stonehead-Figuren aus dem 3D-Drucker. Besonders häufig werde die sogenannte gefakte Ananas gewünscht. Das Dessert ist so ziemlich das Einzige, das nur vorgetäuscht ist in Banks Küche. Einen Stern könnte er vermutlich spielerisch erkochen. „Aber einerseits fehlt mir dafür der Service in meinem Privatrestaurant, andererseits ist das nicht mein Ziel“, sagt Bank. „Ich möchte mir nicht den Druck machen, sondern so frei kochen, wie ich Lust habe.“ Eine Lust, die zu spüren ist und die durchaus süchtig macht. ƒ

Fotos: Alciro Theodoro da Silva

Eventkitchen by Lukas Bank
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