Den Göttingen-Code entdecken mit Gerdum Enders

27. faktor-Business-Lounge entwickelt Stadt der Zukunft neu.

Geht es mir gut, so wie ich lebe? Bin ich wirklich mit meinem Umfeld zufrieden? Was wünsche ich mir zukünftig für meine Kinder? – Es gibt viele Fragen, die sich jeder stellen könnte, um darauf aufbauend zu überlegen: Wie sieht eigentlich meine Stadt der Zukunft aus? Zwei Menschen aus Göttingen haben genau das getan  – sich diese Fragen gestellt und die Initiative ergriffen: Borzou Rafie Elizei, Geschäftsführer der EBR Projektentwicklung, und Marco Böhme, Herausgeber des faktor- Magazins. Und wenn zwei kreative Köpfe anfangen, eine Idee zu spinnen, bleibt es nicht dabei. Denn dieses Thema trifft genau den Nerv der Zeit und den des Stadt- und Projektentwicklers EBR: Wie gestalte ich Lebensraum mit Zukunftsvision?

Heraus kam die 27. faktor-Business-Lounge als eine Kooperation zwischen EBR, faktor und den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen, die einfach anders war. Dafür holten die Initiatoren den Experten für Zukunftsstrategien und Zeichenforscher Gerdum Enders vom Code Lab in Kassel mit ins Boot. Als coole Event  loc a tion diente die Baustelle des ,Neuen Forums‘ am Groner Tor, es gab Sushi-Kreationen des neuen Chefkochs vom Hotel FREIgeist und als Rahmenprogramm einen musikalischen Höhepunkt mit Stilbruch: Der Künstlerische Leiter der Händel- Festspiele Laurence Cummings gewährte gemeinsam mit Sängern der Oper ,Arminio‘ für die rund 130 Gäste einen exklusiven Vorgeschmack auf die diesjährige Produktion – und das mitten in einem Rohbau zwischen halb verputzten

„Wenn man etwas verändern möchte, muss man die Kreativität des Menschen aktivieren, und das geht am besten, indem man ihn aus seinen gewohnten Denkstrukturen herausholt“, sagt Gerdum Enders, der an diesem Abend Ende April als Referent geladen war, um über den ‚Göttingen-Code‘ zu sprechen. Kein Vortrag im klassischen Sinn – selbstverständlich. Er wurde durch Interviews unterbrochen, die Teilnehmer schrieben spontane Ideen für ihre Stadt mit Whiteboard-Stiften an die Fensterscheiben und wurden direkt ins Geschehen mit einbezogen. Die Frage, die sich alle Anwesenden an diesem Abend stellten, war: Was könnte Göttingen alles sein?

Der Ansatz, den Enders als Zeichenforscher verfolgt, ist im Grunde leicht zu verstehen. Man schaut sich eine Sache an – Göttingen – und überprüft: Wie ist die Selbstwahrnehmung der Stadt? Die Stadt, die Wissen schafft. Und wie nehmen sie die Menschen tatsächlich wahr, die hier leben? Dazu wurden die Teilnehmer der Veranstaltung gleich zu Beginn des Abends befragt: Welche drei Dinge fallen Ihnen spontan zu Göttingen ein? ,Gewonnen‘ hat die Lebensqualität, die von Heimat über Wohnqualität bis hin zu liebenswert reicht. Aber auch der Aspekt einer ‚Zukunftsökonomie‘, wie Enders es bezeichnet, kristallisierte sich heraus: Dynamik, Vielseitigkeit, Zukunft…

An den Fensterscheiben fanden sich visionäre Schlagworte wie Strand an der Leine, autofrei, mehr Mut für Ungewöhnliches, Kultur stärken, mehr Kindergarten- und Krippenplätze, aber auch 1. Liga-Fußball oder S-Bahn zum Flughafen Kassel- Calden. Mit diesen ersten, vielleicht teils auch nicht ganz ernst zu nehmenden Ergebnissen in der ‚Göttingencloud‘ soll nun weitergearbeitet werden. Die Zielsetzung: 1. eine klare Vision entwickeln, 2. eine gemeinsame Zukunftsstrategie erarbeiten und 3. neue Zeichen setzen – so wie Bacardi nicht einfach ein Rum ist. Der Code wird seit Jahren konsequent gesendet: Bacardi steht für das Paradies. Und Göttingen?

Steht Göttingen vielleicht für innovative, frische Ideen? Sodass man sogar auf einer Baustelle Opernarien genießen kann. Der Intendant der Händel-Festspiele, Tobias Wolff, jedenfalls war wie das Publikum begeistert. Auch für die Ensemblemitglieder war es eine neue und spannende Erfahrung, in einer solchen Location zu singen.

Und jetzt? Es wird nicht bei einem geselligen, gelungenen Abend bleiben. „Wir wollen Menschen zusammenbringen und Impulsgeber für die Region sein“, erklärt Rafie Elizei mit ansteckender Begeisterung. „Visionen werden immer gemeinsam entwickelt.“ Daher war die 27.  faktor -Business-Lounge der Auftakt für mehr. Für den Spätsommer ist bereits ein Workshop geplant. „Wir werden ergebnisoffen herangehen und schauen, was wird“, sagt Marco Böhme. Denn was aus der Idee zweier Köpfe entstand, ist nun ein Projekt von vielen. Erste Teilnehmer der Lounge haben bereits ihr Interesse signalisiert. Doch auch wer jetzt in diesem Augenblick erst Lust bekommen hat sich einzubringen, Göttingens neuen Code mitzuentwickeln und seine Stadt der Zukunft zu gestalten, ist herzlich willkommen.

Und es geht weiter…

Allein 40 Visitenkarten wanderten an diesem Abend in den Bauhelm, der von Gast zu Gast weitergereicht wurde und dazu aufforderte, die Stadt der Zukunft mitzuentwickeln. Im Spätsommer geht es in die nächste Runde. Göttingen soll ein geschärftes Profil bekommen: Urbanität, Lebensqualität, Stadt der kurzen Wege und der grünen Oasen, Stadt der Kultur, des Sports, der Familien? Auf jeden Fall: Lebensraum für Menschen.

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