Berlin. Zu Besuch im denkmalgeschützten Ensemble der ehemaligen Bötzow-Brauerei im Stadtteil Prenzlauer Berg. Mit dicker Zigarre in der Hand, auffallendem Schal und Samtjackett sitzt ein entspannter und gut gelaunter Hans Georg Näder auf einer kleinen Bank vor dem urbanen Gebäude, das er vor einigen Jahren zu seiner privaten Spielwiese erkoren hat. Es ist sicher nicht das erste Interview, das der Chef des Medizintechnik-Unternehmens in diesen Tagen führt: 100 Jahre Ottobock – da gibt es viel zu reden und zu feiern. Und doch wirkt der 57-jährige Visionär nicht abgeklärt, sondern vermittelt eine herzliche Vorfreude, als er faktor die Türen öffnet und durch die Räume und sein Leben führt …

Herr Näder, im vergangenen Jahr haben Sie das operative Geschäft abgegeben und die Geschicke von Ottobock mit Oliver Scheel erstmals in familienfremde Hände gelegt. Was war der Grund dafür?

Im Endeffekt habe ich 30 Jahre lang operative Hardcore- Arbeit geleistet, bin 30 Jahre lang durch die Welt gereist und habe Kundenkontakte gepflegt. Kurz: In dieser Zeit habe ich die Firma von damals knapp 100 Millionen auf eine Milliarde Euro Umsatz aufgebaut. Irgendwann ist es einfach Zeit, neue Stürmer an Bord zu holen. Dass das natürlich nicht ganz so einfach ist, wenn das Unternehmen über drei Jahrzehnte so extrem auf mich zugeschnitten war, haben wir gemerkt. Der erste Schuss musste noch einmal korrigiert werden. Mit Philipp Schulte-Noelle haben wir jetzt einen CEO, der lang jährige Health-Care-Erfahrung mitbringt. Er hat viele Jahre bei Fresenius gearbeitet und auch reichlich Private- Equity Erfahrung.

Was hat sich mit dieser Entscheidung für Sie in Ihrem Arbeitsalltag geändert?

Ich habe jetzt definitiv mehr Zeit für strategische Themen – und wenn ich ehrlich bin, ist genau das seit jeher natürlich auch der spannendste Part bei uns, lässt man die 100 Jahre des Unternehmens einmal Revue passieren: In der Gründungsphase 1919 in Kreuzberg ging es primär um die Kriegsopferversorgung nach dem Ersten Weltkrieg, später dann während des Zweiten Weltkrieges. Das beides hat zu sehr schnellem, starkem Wachstum geführt. Dann kam der große Meilenstein der entschädigungslosen Enteignung, die Flucht der Familie und der Neuanfang in Südniedersachsen. Und immer galt es, das Unternehmen strategisch auf Kurs zu halten. Inzwischen hat sich der Fokus verschoben in Richtung Biomechanik mit all ihren Facetten: zum Beispiel mit Exoskeletten im Automobilbereich. Dort haben wir mit Ottobock Industrials extra eine neue Sparte gegründet. Und wir bringen unsere Technologie aus dem Health-Care- Bereich jetzt auch in viele weitere Industriebereiche ein. Denn Mobilität für Menschen verändert sich auf den unterschiedlichsten Feldern. Die Firma ist in einer ganz spannenden Wachstumsphase, getrieben durch diese ganzen Elemente von Algorithmen über künstliche Intelligenz, Robotik bis zu Cyborgs, Interfaces und so weiter. Ein großes Thema, was da auf uns zukommt: die Verbindung von Mensch und Technologie. Letzten Endes sind wir mit unseren Smartphones ja heute alle schon Cyborgs …

… klingt wirklich nach spannenden Zeiten …

Ja, und das alles ist für mich persönlich so spannend, weil ich die anderen Zeiten auch noch erlebt habe. Als ich damals vor 30 Jahren als junger Bursche die Verantwortung übernommen habe, sah der Markt noch komplett anders aus. Und dann sind wir natürlich auch dabei, uns darauf vorzubereiten, dass wir börsenfähig sind und vielleicht 2020 oder 2022 in Richtung Kapitalmarkt gehen können. Aber wir sind gut aufgestellt und guten Mutes, diese Wachstumschancen wahrzunehmen. Und dadurch, dass sich Philipp Schulte-Noelle jetzt mit dem Team aufs Tagesgeschäft konzentriert und die wirtschaftlichen Ziele vor Augen hat, kann ich mich genau auf diese Zukunftsthemen konzentrieren. Also, der Kalender sieht anders aus, aber er ist weiter voll.

Würden Sie sagen, Sie sind jetzt näher an Ihrer eigentlichen Bestimmung dran? Müssen Sie jetzt nicht mehr auf die tagesaktuellen Zahlen gucken, sondern haben Zeit zum Träumen, Zeit für Visionen?

Na klar. Früher habe ich drei Aktenkoffer voller Arbeit mit mir herumgetragen. Jetzt habe ich nur noch einen dabei. Das erleichtert. Dieses Wort Visionär wird immer ausgequetscht. Aber visionäres Denken auf Machbares zu reduzieren, ist meine Stärke – und genau da bin ich jetzt angekommen. Es gibt aber noch einen wesentlichen Punkt, der hier eine Rolle spielt: Gerade bei Familienunternehmen gibt es oft viel zu spät – erst, wenn die Patriarchen alt sind – einen Generationenwechsel. Doch je älter man wird, desto mehr lässt auch der Dampf nach. Häufig werden dann wichtige Weichenstellungen wie etwa eine Verjüngung des Teams verpasst. Ich bin sehr froh darüber, dass ich schon jetzt in den Fünfzigern diese Weichen stellen und dadurch auch der nächsten Generation die Chance geben kann, in die Aufgaben hineinzuwachsen. Meine Tochter Georgia ist ja jetzt schon im Aufsichtsrat aktiv, und ich denke, dass sie über die Jahre dann irgendwann auch meine Funktion im Verwaltungsrat übernehmen wird.

Die Familie bleibt also auch auf lange Sicht ,am Drücker‘?

Wir haben einen ganz wichtigen Meilenstein geschafft: Dass wir nach drei Generationen das operative Geschäft in familienfremde Hände legen, aber die Familie aufgrund der Stellung im Unternehmen weiterhin die Kontrolle behält und ihren Fingerprint hinterlassen kann – damit wir die Werte, die wir haben, weiterhin leben können. Gerade jetzt in der Zeit, in der ich mich von vielem gelöst habe, war mir wichtig, dass auch die Mitarbeiter wissen: Die Family hat dies genau im Auge und kann – wenn notwendig – auch durchregieren. Wir machen das Unternehmen gemeinsam fit in Richtung Zukunft. Das zu machen, wenn man noch richtig Power hat und die Sinne klar sind, halte ich persönlich für eine wichtige unternehmerische Verantwortung. Mein Vater hat mir damals sehr früh, mit 28 Jahren, die Schlüssel in die Hand gedrückt … Ich genieße es regelrecht, dass wir da so weit nach vorne schauen können.

Ohne ketzerisch klingen zu wollen: Hätten Sie mit dem Wissen von heute das operative Geschäft schon ein paar Jahre früher aufgegeben?

Ach, hätte, hätte, Fahrradkette. Das ist so eine obsolete Frage – die stellt sich ja nicht. Das ist wie Spaghetti kochen. Du kannst sie al dente aus dem Topf holen oder ein bisschen zu früh oder ein bisschen zu spät oder gar nicht. Ein bisschen zu früh oder ein bisschen zu spät ist auf jeden Fall besser als gar nicht.

Mit was würden Sie denn heute – gäbe es die 100 Jahre Ottobock nicht – loslegen, wenn Sie am Reißbrett anfangen würden?

Das sind alles so Fragen, die man sich stellt … [überlegt] Vor zehn Jahren hätte ich gesagt, ich hätte einen Toto- Lotto-Laden aufgemacht. Natürlich denke ich darüber nach. Aber am Ende ist man dann auch wieder im Hier und Jetzt und hat Ideen. Ich sage mal, die Dinge, an denen ich arbeiten darf, sind ja alle spannend. Na gut, ich mache eigentlich auch nur, was ich persönlich spannend finde. Aber wenn man das erfolgreich macht und mit dem Erfolg wiederum die finanzielle Freiheit schafft, wieder neue Themen anzudenken – wie zum Beispiel Cinogy Plasma oder Cinogy Laser, die inzwischen Apple zuliefern –, das ist schon ein Privileg.

Werfen wir mal einen Blick in unsere Region, in der Sie ja in fast alle wichtige Themen involviert sind, wie sehen Sie das Engagement anderer Player?

Sartorius ist natürlich ein echter Leuchtturm für Göttingen – insbesondere mit Joachim Kreuzburg, der nicht nur in unserem Verwaltungsrat aktiv ist, sondern zu dem ich seit vielen Jahren eine enge persönliche Verbindung habe. Und mit dem neuen Sartorius-Quartier entsteht in Göttingen derzeit ein guter Attraktor im Bereich Gesundheit und Science, ein schöner Baustein, bei dem wir auch unsere Rolle spielen werden. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit hat sich auch entwickelt, dass Sartorius – wie übrigens auch die KWS – aus vielerlei Gründen hinter Ottobock zum wichtigsten Ankermieter aus Südniedersachsen in Berlin auf Bötzow wird. Sartorius ist jetzt schon mit einem Twin-Lab hier. Die Neubauten vermieten wir. Es wird viel Coworking Space entstehen, und so wird das hier – ähnlich wie der Sartorius-Campus in Göttingen – ein richtiger ,Tech und Life Science‘-Schwerpunkt.

Ottobock geht nach Berlin, Sartorius und KWS folgen. Ist das auch eine Antwort auf das Thema Fachkräftemangel in Südniedersachsen?

Ich kann das nur auf uns beziehen. Menschliche Mobilität, Bionik, Cyborgs, künstliche Intelligenz und Robotics und all das, was da kommt – für einen Ingenieur ist das attraktiv. Allerdings tun wir uns in der Region alle schwer damit, junge Wilde zu finden, die in der digitalen Welt unterwegs sind. Wir haben zum Beispiel eine Mitarbeiterin, die ist von Apple in Kalifornien nach Berlin gekommen. Die kriege ich aber nicht nach Duderstadt – und machen wir ein Fragezeichen daran, ob wir sie nach Göttingen gekriegt hätten. Dieses Potenzial an digitalen Nerds, die wir für die digitale Transformation brauchen – diese Mitarbeiter fangen wir hier in Berlin ein. Und Sartorius macht das genauso.

Ihr Hauptsatz wird also weiter in Duderstadt bleiben?

Der Sitz der SE – wir haben uns ja im vergangenen Jahr in eine europäische Aktiengesellschaft umgewandelt – ist in Duderstadt und der bleibt auch in Duderstadt. Und mein erster Wohnsitz bleibt auch in Duderstadt.

Das Welcome Centre in Göttingen könnte ein Baustein im Kampf gegen den Fachkräftemangel in der Region werden. Das Baumanagement der Universität hat nun festgestellt, dass die Räumlichkeiten am Bahnhof dafür nicht nutzbar sind. Jetzt soll es nebenan im Forum Wissen unterkommen. Was halten Sie davon?

Als einer der härtesten Verfechter glaube ich daran, dass wir in Göttingen eine Situation schaffen müssen und können, in der wir die Besucher aus der ganzen Welt am Hub, dem ICE-Haltepunkt, willkommen heißen, abholen und betreuen können. Und so war ja eigentlich die Idee perfekt, das Welcome Center im Bahnhofsgebäude unterzubringen. Dass es jetzt Teil des Forum Wissen wird, ist gut, wenn ein wind- und wetterfester Übergang geschaffen wird. Sonst ist das eine schwierige Nummer. Stellen Sie sich vor: Jemand kommt aus Tokio, landet morgens in Frankfurt, fährt mit dem ICE nach Göttingen und muss sich bei strömendem Regen mit seinem Koffer dann erstmal durch die Fahrräder schlängeln. Aber in Göttingen haben wir ja schon ein paar Überraschungen erlebt …

Auf welche Überraschungen spielen Sie da an?

Ich fand es schon bezeichnend, dass es nicht geklappt hat, Exzellenz-Uni zu werden. Das ist ein herber Rückschlag für den Wissenschaftsstandort Göttingen. Denn das würde ja vieles hinterherziehen: Fördermittel, die fließen, Institute, die angesiedelt werden, usw. Deshalb ist das ein Schlag ins Kontor. Dagegen ist das Welcome Centre nur ein kleiner Baustein. Und ich würde Kritik nicht nur in Richtung von Frau Beisiegel als Präsidentin üben, vielmehr ist die Gemengelage insgesamt nicht intakt. Das hat die Uni als Ganzes vergurkt. Und dann die ‚Überraschung‘ mit dem Weggang von UMG-Vorstand Heyo K. Kroemer – auch wenn das Angebot der Berliner Charité für Krömer in seiner Karriere natürlich ist, wie als Fußballer eine Anfrage von Barcelona zu bekommen. Aber den hätte man vielleicht früher auch halten können. Und wenn dann so durchsickert, dass die Verlängerungsgespräche in Hannover eben nicht vom Ministerpräsidenten geführt werden, sondern von einem Beamten in der Linie, dann kann man im Zweifel solch einen Spieler halt nicht halten. Ich bin mal gespannt, wie lange dieser Bau der UMG jetzt dauert. Krömer war derjenige, der da Zug reingebracht hat.

Ist das auch ein Signal nach Hannover?

Wenn man nicht von anderen abhängig sein will, muss man Dinge auch einfach mal selber tun? Ja! In meinem Leben ist das normal – auch jetzt mit dem HAWK-Studiengang auf dem Sartorius-Gesundheitscampus in Göttingen. Wenn Joachim Kreuzburg und ich nicht massiv über die Medien Druck gemacht hätten, hätte sich da nichts getan. Nach der politischen Zusage galt: Still ruht der See.

Sie polarisieren, haben immer wieder mit Kritik zu kämpfen. Was macht das mit Ihnen persönlich?

Och, Kritik ist doch der Applaus des Erfolgreichen. Wenn Sie so weich gespült sind, dass Sie nicht mit Ihrem Denken, Handeln und Tun anecken, sind Sie wahrscheinlich auch nicht erfolgreich. Ich sehe das total entspannt. Es ist doch klar, dass ich in unserem regionalen Umfeld immer mal in der Kritik stehe. Ein Teil der Kritik ist natürlich auch ein bisschen Neid – wahrscheinlich, weil ich ein so atypischer Unternehmer bin, zumindest wenn ich mir meine Kollegen so anschaue. Nehmen wir jetzt mal Joachim Kreuzburg heraus aus dieser Kette.

Ist es da von Vorteil, in Berlin und der Welt zu Hause zu sein? Um aus der Entfernung auf die Geschehnisse zu blicken?

Ein großer Vorteil. Ich bin jetzt fast 20 Jahre hier in Berlin – und ehrlich gesagt: Nur in Göttingen oder Duderstadt wäre mir sicher die Decke auf den Kopf gefallen. Mal ein Beispiel: Gerhard Steidl und das Kunstquartier. Als öffentlich wurde, dass ich das doppelte Volumen an Budget einbringen werde, kamen zahlreiche Leserbriefe und Resonanzen: Was passiert mit der schönen Göttinger Altstadt, den tollen Fachwerkgebäuden und so weiter? Manchen Menschen kannst du es nicht recht machen. Das ist eben so. Gerhard Steidl schätze ich sehr. Er muss gegen Windmühlen kämpfen. Aber mit welcher Kleingeistigkeit Göttingen mit einem weltweit famosen Buchmacher umgeht! Und damit haben wir bei dem einen oder anderen Projekt auch zu kämpfen. Aber sich aufzuregen hilft nicht. Wenn du in der Region was machst, hast du Gegenwind – das gehört offenbar dazu. Was ich in Göttingen vermisse, sind mehr Menschen, die aus ihrem Vermögen in Themen investieren, die die Allgemeinheit beschäftigen. Es gibt in Göttingen ja ein paar bürgerliche Leuchttürme, die es könnten, die es dann aber aus irgendwelchen Gründen nicht machen. Was wirklich schade ist.

Kommen wir noch einmal auf das Jubiläum zurück. Das wird sicher ordentlich gefeiert?

Schon. Doch das Allerwichtigste an so einem 100-Jährigen ist ja nicht das Event an sich, sondern dass das Unternehmen nach 100 Jahren wächst und gedeiht und floriert und tolle Zukunftsaussichten hat. Das ist ja das, was ich jetzt als Unternehmer dem Unternehmen schenken kann. Wenn man andere Firmen nach 100 Jahren sieht, dann verschwinden die langsam von der Bildfläche. Die dritte oder vierte Generation verzockt das Geschaffene oder hat einfach die Platine nicht dahingehend bestückt, die eigene Geschichte weiterzuentwickeln. Das geschafft zu haben, ist schon schön. Für mich persönlich und für die Familie sowie die Mitarbeiter ist das schon ein toller Meilenstein, bei dem man aber im 101. Jahr auch wieder Geschichte schreiben kann.

Apropros Geschichten schreiben: Sie haben beim Festakt im Februar auch ein neues Buchprojekt präsentiert …

Ja, das stimmt. Wir haben zusammen mit Gerhard Steidl ein super Buch über ,Futuring der menschlichen Mobilität‘ herausgebracht, für das wir tolle Akteure gewonnen haben: vom Göttinger Nobelpreisträger Stefan Hell über unseren Architekten David Chipperfield, den Chefdesigner von Daimler, Gorden Wagener, bis hin zum Künstler Neo Rauch. Sie alle haben sich mit der Frage beschäftigt: Wie verändert sich die Welt, und wie sehen die Dinge von morgen aus? Und Mobilität ist natürlich ein Kernthema, das überall reinspielt. Mit diesem Buch unter dem Arm machen wir im Jubiläumsjahr dann weltweit die eine oder andere Kundenveranstaltung, denn wir haben den Begriff ,Futuring‘ auch als ein Leitmotiv für das Jubiläum genommen. Die meisten Unternehmen schauen an diesem Punkt immer zurück und beleuchten dann nochmal ihre Geschichte. Das machen wir zwar auch, unter anderem mit einer Ausstellung in der Kunsthalle, aber wir schauen vor allen Dingen nach vorn.

Gibt es denn überhaupt – rückblickend – irgendwas, von dem Sie sagen: Das hätte ich heute anders gemacht?

Wenn, dann müssen Sie meine Töchter fragen. Die würden dann sagen: gesunde Ernährung und Sport, nicht so viele Zigarren qualmen … [lacht] Komischerweise habe ich in meinem Leben das Glück gehabt, dass immer die Dinge nach vorn so spannend waren und ich nie dem Erfolg hinterherlaufen musste, wie das so viele andere machen. Sondern der Erfolg kam immer hinterher. Und der wirtschaftliche Erfolg ist wiederum die Basis, neue Dinge bewegen zu können. Hört sich doof an, aber viel Arbeit entspannt auch. Das Leben ist wie ein Kokon, der sich entwickelt. Und die Dinge verändern sich. Wer hätte vor zehn oder 15 Jahren an künstliche Intelligenz in der Form gedacht oder an Algorithmen, Cyborgs oder Exoskelette? Das ist ja alles gekommen. Und glücklicherweise können wir unser Wissen aus 100 Jahren in diesem Zukunftsleben nutzen. Das ist natürlich Glück.

Dann zum Ende der Blick nach vorne: Wo sehen Sie sich in 25 Jahren?

[lacht] Wenn ich Glück habe, noch irgendwo auf dem Planeten. Wenn ich kein Glück habe, dann irgendwo im Weltall.

Und in zehn Jahren: Sehen Sie sich da nicht als Privatier und Rentner irgendwo am Strand sitzen ?

Ja, sind Sie denn verrückt? Ich habe mir gerade erst in Brasilien wieder so die Pelle verbrannt, dass ich mir immer noch die zehnte Haut abziehe. Nein, nein, nein. Es gibt einfach zu viel zu tun. Und über den Lebenszyklus hinweg kann ich ja auch noch andere, neue Rollen spielen. Wenn ich jetzt zum Beispiel mit jungen Firmengründern zusammensitze – und die sind ja heute richtig jung und haben was auf dem Kasten –, wenn ich die gut begleiten, fördern und fordern kann, dann macht das riesig Spaß.

Haben Sie denn noch ganz private Träume und Ziele ?

Gesundheit ist für uns alle das Allerwichtigste. Wenn die nicht da ist, können Sie sowieso alles andere vergessen. Und das andere schwankt so ein bisschen. Wenn ich meine Töchter ansehe, möchte ich schon irgendwann einmal Opa werden. Vielleicht passieren ja auch noch andere Dinge … Also, auch das bleibt spannend. Doch in der Ruhe liegt die Kraft. Wenn alle gesund sind, bin ich der glücklichste Mensch überhaupt.

Herr Näder, vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Alciro Theodoro da Silva
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