„Wir machen Firmen sichtbar“

Herausgeber Marco Böhme über die faktor-Plattform und wie er die Entscheider im GÖZ zusammenbringen möchte

Zur Person
Marco Böhme ist Medienunternehmer und Netzwerker, der leidenschaftlich gern spannende Menschen zusammenbringt.
2005 startete er in Göttingen das regionale Wirtschaftsmagazin faktor. Der Verleger kennt alle Höhen und Tiefen eines Unternehmers aus eigener Erfahrung. Diese Erfahrungen brachten ihn 2017 dazu, in seinem Podcast ,fall forward – wie du erfolgreich scheiterst‘ Menschen nach ihrem größten Scheitern und danach zu fragen, was sie daraus gelernt haben. Im Oktober 2018 initiierte er den Mutmacher-Gipfel mit Gerald Hüther und Samuel Koch, um Menschen zu ermutigen, ihr Wofür im Leben zu entdecken.

Marco Böhme, Jahrgang 1974, lebt seit 1994 in Göttingen und reist gern nach nah und fern, um sich inspirieren zu lassen. Er studierte in Göttingen und den USA und weiß, wie wichtig es ist, Gewohntes aufzugeben und mutig Veränderungen anzugehen. Diese Erfahrungen teilt Marco Böhme seit vielen Jahren in seinen Vorträgen, um vor allem junge Menschen zu ermutigen, Unternehmer ihres eigenen Lebens zu werden.

faktor gibt es als regionale Entscheider-Plattform seit 2005. Was ist das Besondere am Konzept?

Die meisten Unternehmen stehen vor der ­Herausforderung, aus dem dichten Dschungel der Vergleichbarkeit zu kommen und für ihre Kunden sichtbar zu werden. Wer sichtbar ist, wird gekauft, wer unsichtbar ist, dessen Qualität kann nicht wahrgenommen werden – so gut sie auch sein mag. Wir machen diese Firmen hochwertig sichtbar. Das Besondere ist unser ganzheitlicher Ansatz: gedruckt in unseren Magazinen oder in diesem Buch, auf Veranstaltungen wie der faktor-Business-Lounge und dem Mittagsclub oder jetzt auch digital mit Videos, Social-­Media-Posts und demnächst im Podcast. Im Zentrum steht unser gedrucktes Magazin, das vierteljährlich die regionalen Erfolgsgeschichten erzählt – mit tollen Fotos unseres ,brasilianischen Auges‘ Alciro Theodoro da Silva, der auch die Bilder hier im Buch gemacht hat, und spannenden Texten unserer ausgezeichneten Autoren.

Wie kam die Idee zum Buch?

Die Idee kam von Coach Stéphane Etrillard, der solche Bücher bereits selbst herausgegeben und damit gute Erfahrungen gemacht hat. Der Gedanke war, wie können wir den Top-Entscheidern der Region eine Weiterentwicklung des Magazins bieten. Bücher sind zeitlos und extrem hochwertig. Mit Hubert & Co. und der Geschäftsführerin Ramona Weiß-Weber haben wir in Göttingen einen tollen Partner gefunden, um das Projekt umzusetzen.

Wird es weitere Bücher geben?

Nach dem Erfolg der vorliegenden Premiere werden wir sicherlich weitere ­Bücher herausgeben. Ich kann mir ein Buch über innovative Mediziner vorstellen oder über erfolgreiche Frauen oder Top-Arbeitgeber.

faktor digitalisiert sich gerade stark. Wie passt es dann in die Zeit, ein Buch herauszugeben? Das erste in der über 16-jährigen Verlagsgeschichte …

Wir sehen darin keinen Wiederspruch. faktor digitalisiert seine internen Prozesse und bietet zugleich den Unternehmen in der Region Göttingen die Möglichkeit, digital sichtbar zu werden. Corona war bei dieser Entwicklung ein starker Katalysator. Aus zahlreichen Gesprächen mit Unternehmerkollegen weiß ich, dass viele mittelständische Firmen Unterstützung benötigen, sich zeitgemäß im Internet und auf Social Media zu präsentieren. Hier können wir mit unserem Know-how dabei helfen, digital Erfolgsgeschichten zu erstellen, die Reichweite erzielen.

Was haben die Kunden davon?

Unsere Kunden bekommen bei uns alles aus einer Hand – wie bei einer Agentur. Sie profitieren von unseren Erfahrungen. Dabei können wir auf ein tolles Netzwerk aus Videoproduzenten, Autoren und Fotografen zurückgreifen, auf großartige Geschichten­erzähler also. So haben unsere Kunden die Möglichkeit, sich als Unternehmer oder als Firma mit den Mitarbeitern oder den Produkten und Dienstleistungen darzustellen, um bestehende Kunden zu binden und neue zu gewinnen. Auch Unternehmen, die zwar ihren Sitz in Südniedersachsen haben, aber hier gar keine Geschäfte machen, sind als attraktiver Arbeitgeber auf den Standort angewiesen. Auch hier können wir helfen, stärker wahrgenommen zu werden, um Fach- und Führungskräfte auf sich aufmerksam zu machen.

Neben faktor gibt der Verlag weitere Magazine heraus. Welche sind das?

Um die Schüler und Schülerinnen mit den Unternehmen der Region zusammenzubringen, gibt es zweimal im Jahr den faktorAzubi. Dort finden die jungen Menschen spannende Ausbildungsberufe und -betriebe. Unsere Ableger faktorStil und faktorGesundheit haben wir coronabedingt in den faktor integriert, und faktorUni haben wir ,auf Eis gelegt‘ und schauen, wie hier zukünftig der Bedarf aussehen wird. Außerdem erstellen wir für Unternehmen wie o.r.t. oder Qioptiq/Excelitas Sonderausgaben zum Firmenjubiläum oder zu einem Neubau. Hier produzieren wir im Auftrag des Kunden die Artikel, Fotos, Layouts und lassen das Magazin drucken. Anschließend legen wir es dem faktor bei und stellen es dem Kunden für die Verteilung zur Verfügung.

faktor steht von Anfang an dafür, Menschen zusammenzubringen. Dafür gibt es diverse Veranstaltungsformate auf der Plattform. Welche Rolle spielen die Events im Gesamtkonzept?

Seit der ersten faktor-Ausgabe treten wir als Veranstalter von Netzwerktreffen auf – und Gastgeber zu sein, gehört zu unserer Identität. Wir schaffen so Raum für Begegnungen. Das leben alle Kolleginnen und Kollegen. Für uns ist es absolut erfüllend, wenn sich die Teilnehmer auf den Events kennenlernen und austauschen. Daraus entstehen neue Ideen oder sogar Produkte und Unternehmen.
Ich kenne kein vergleichbares Medium – weder Print noch Online – das einen so hohen Nutzen stiftet. Und wir haben die Eventformate allmählich ausgebaut. Es gibt den monatlich stattfindenden faktor-Mittagsclub, in dem sich die Teilnehmer in exklusiver Runde von einem kurzen Impuls-Vortrag inspirieren lassen und beim anschließenden Mittagessen mit den anderen Teilnehmern austauschen. Darüber hinaus haben wir die Mastermind, wo sich Unternehmer auf Augenhöhe über relevante Themen austauschen und voneinander lernen.
Die faktor-Business-Lounge können zum Beispiel Unternehmen als Partner nutzen, indem sie ihre Räumlichkeiten als Location zur Verfügung stellen. So haben das Audi Zentrum Göttingen und das Volkswagen Zentrum Göttingen wiederholt als Gastgeber fungiert und so Menschen in ihren Auto­häusern begrüßen können, die andere ­Marken fahren und sonst wahrscheinlich niemals gekommen wären.

Wo wird der faktor im Jahr 2030 stehen? Welche Vision gibt es für die Zukunft?

Bei aller Digitalisierung wird sich das menschliche Grundbedürfnis nach Austausch nicht verändern. Im Gegenteil: Je mehr wir digital machen, desto mehr freuen wir uns auf echte, analoge Treffen mit Menschen. Wie die Formate in ein paar Jahren aussehen werden, weiß niemand, aber wir werden weiterhin mit Spaß und Leidenschaft daran arbeiten und sie immer weiterentwickeln.
Ich glaube an die Zukunft von hochwertigen Printmagazinen. Je mehr ich im Alltag auf meinem Smartphone oder Laptop Nachrichten lese, desto mehr schätze ich es, wenn sich jemand die Mühe macht, spannende Geschichten zu entdecken und aufwendig zu erzählen. Dazu haben wir tolle Fotos auf edlem Papier – hier werden alle Sinne angesprochen. Der faktor wird also in Zukunft noch hochwertiger werden.

Welche Pläne gibt es, faktor noch stärker zum Raum für echte Begegnung zu entwickeln?

Unter dem Arbeitstitel GÖZ planen wir derzeit, diesen Ansatz umzusetzen. Gemeinsam mit Partnern suchen wir derzeit eine Immobilie, wo wir in der Post-Covid-Ära zeitgemäß zusammen arbeiten und leben können. In diesem Konzept teilen wir mit befreundeten Unternehmen die Fläche und stellen sie Dritten als Coworking Space zur Verfügung. Außerdem liefern wir innovative Themen in Vorträgen und Workshops.
Ein weiterer spannender Baustein wird ein Incubator/Accelerator für Gründer sein. Die Mischung im GÖZ – im Göttinger Zentrum für New Work und Gründungen – wird für alle inspirierend sein. Und hier können wir mit faktor Menschen zusammenbringen und somit unsere Mission und Leidenschaft ausleben.

Vielen Dank für das Gespräch!
Foto: Alciro Theodoro da Silva
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