Wie man einen Löwen mit einer Kerze fängt

Das Startup ,Molly Suh‘ verkauft nachhaltige Duftkerzen. Mit ihrem Auftritt in der TV-Sendung ,Die Höhle der Löwen‘ haben die Gründer einen Investor ,angezündet‘ und starten jetzt richtig durch.
,Molly Suh‘ hat im Dezember 2021 seine ersten Duftkerzen verkauft und schreibt seitdem Erfolgsgeschichte nach Erfolgsgeschichte. Die Rohstoffe für die Duftkerzen werden aus bereits genutzten pflanzlichen Fetten gewonnen. In einem Re- und Upcyclingprozess werden die Fette durch ein patentiertes Verfahren aufgewertet und zu einem neuen Lebenszyklus als Wachs geformt. Durch den Einsatz von ätherischen Duftölen gelangt der angenehme und natürliche Duft in die Kerzen.

Das Leben in einem Startup kennt viele kleine und große Herausforderungen. Der Aufbau einer Marke zum Beispiel, die Erschließung von Vertriebswegen und der Einstieg in den Markt. Oder die Suche nach einem Feuerzeug, um einen Funken zu entfachen – oder für ein Foto.

Mit Funken und Flammen kennen sich Amy und Maurice Jedlicka hervorragend aus. Sie haben 2021 das Unternehmen ,Molly Suh‘ gegründet, vertreiben natürliche Duftkerzen und haben Ende 2023 bei der TV-Sendung ,Die Höhle der Löwen‘ Investor Ralf Dümmel für ihr
sich begeistern können. Eine Sonderfolge für das Weihnachtsgeschäft, aufgezeichnet im April. Fast ein Jahr lang durften sie niemandem davon erzählen, nicht mal Freunden oder der Familie. „Es ist schon herausfordernd, dieses Geheimnis ein Jahr für sich zu behalten, vor allem wenn das Umfeld uns immer wieder ermutigt, zu dieser Show zu gehen“, sagt Amy. Denn zum Zeitpunkt der Ausstrahlung im Dezember waren ,Molly Suh‘ und das Team des Investors schon voll im Geschäft: planten, bewegten, veränderten. Und wuchsen.

Der Auftritt vor einem Millionenpublikum hatte direkt die Lager des jungen Unternehmens leergespült. Dass durch die Aufmerksamkeit auch der Absatz steigt, das sei zu zwar erwarten gewesen. Aber in diesem Ausmaß – das hat die Gründer und selbst den erfahrenen Investor überrascht. Der, so erzählen es Amy und Maurice, ist nicht nur finanziell am Unternehmen beteiligt, sondern insbesondere mit Know-how. „Sein Team steht uns zur Seite, unterstützt uns, wo es kann“, erzählt Amy. Das sind rechtliche Fragen, der Kontakt mit der Presse oder die Suche nach möglichen weiteren Partnern, Netzwerken und Türen, die sie gemeinsam aufschließen wollen. Aber der Weg dahin war zunächst ein langer und gleichwohl ein aufregender. Ihre Gründungsgeschichte hat das Paar schon früh auch für das Marketing genutzt. In einem Gartencenter hätten sie gestanden, Kerzen im Regal betrachtet und sich die Frage gestellt, wie diese eigentlich hergestellt werden. Als beide am Abend Google bemühten und herausfanden, welche Inhaltsstoffe in einer Duftkerze verbrennen, waren sie schockiert. Paraffine, also Abfall aus der Erdölindustrie. Ihre Idee: „Das können wir besser.“ So wurde ,Molly Suh‘ gegründet. Über einen deutschen Lieferanten werden nun auf Basis eines bestehenden Patentes recycelte Pflanzenfette für die Wachsherstellung genutzt. Verfeinert wird das Wachs anschließend mit hochwertigen Duftölen. Der Prozess der Duftfindung begleitete sie über Monate, auch die Familie testete mit, ehe die ersten Duftkerzen an den Markt gingen. Das Unternehmen startete klassisch im Wohnzimmer der beiden, als Lager diente eine Garage nahe Northeim.

Inzwischen nutzen Amy und Maurice einen Coworking-Space in Göttingen. Sie wollen als Gründer auch „die Fahne für Südniedersachsen hochhalten“, sagen sei. Schlaflose Nächte liegen hinter den Gründern. Mut, Lust, Zweifel. „Wir haben schon überlegt, alles sein zu lassen und auf Bali eine Yogaschule zu eröffnen“, sagt Amy und muss lachen. Nicht immer sei klar gewesen, ob das alles so klappt, wie sie es sich vorgestellt haben. Der Kontakt zum TV-Sender und die Teilnahme an der Show waren deshalb der richtige Schritt und das richtige Signal zum richtigen Zeitpunkt. „Wir kennen die Sendung natürlich und haben uns da auch gesehen, aber es gab noch nicht den richtigen Moment“, sagt Amy.

Zurück von der hypothetischen Yogaschule auf Bali, hinein in den späten deutschen Frühling. Im Frühjahr 2023 starteten die Dreharbeiten für das Weihnachts­special der TV-Sendung ,Die Höhle der Löwen‘. Und ,Molly Suh‘ ist dabei, Amy und Maurice Jedlicka durften also im April schon Weihnachten feiern. Rückblickend war es für sie der aufregendste Tag ihres Lebens, sagt Amy Jedlicka. Gedreht wird in Köln, wo zum Wecker­klingeln um 5 Uhr schon die Sonne aufgeht. Ihnen wird heute den ganzen Tag Weihnachtsmusik vorgespielt.  „Das ist ganz verrückt gewesen. Du bist in Frühjahrsstimmung, und auf einmal befindest du dich mitten in der Weihnachtszeit“, erinnert sich Maurice. Später werden sie ,Molly Suh‘ den ,Löwen‘ vorstellen. Die Startups erhalten  in der Sendung die Chance, vor den prominenten Investoren ihr Unternehmen zu präsentieren, um den Zuschlag für einen Deal zu erhalten. Meistens kaufen diese ihnen Anteile an der Firma ab, vor allem aber investieren sie ihre Erfahrung, um ein Produkt oder eine Marke, die sie für lukrativ halten, weiterzuentwickeln.

Ein ständiger Begleiter ist an diesem Tag die Nervosität. „Die Nerven sind irgendwann sehr strapaziert“, sagt Amy. In die Höhle gekommen waren sie, weil Ende 2022 erst das E-Mail-Postfach und später das Telefon klingelte. „Es gibt unterschiedliche Prozesse, wie man daran teilnehmen kann“, erklärt Amy. Zum einen können sich Gründerinnen und Gründer bewerben. Zum anderen gibt es mittlerweile offene Castings, und auch die Redaktion der Gründer-Show sucht in der
Startup-Landschaft nach spannenden Ideen. So kam auch der Austausch mit ,Molly Suh‘ zustande – und alles nahm seinen Lauf. Über Wochen wurden Unterlagen ausgetauscht, Zahlen angefragt und auch vonseiten der Produktionsfirma noch einmal genau nachgeschaut. „Zu diesem Zeitpunkt geht es ums Kennenlernen, mit Bewerbungsvideo und allem“, sagt Amy. Die Zusage für den Aufzeichnungstermin gab es Anfang 2023.

Dafür haben sie sich auf alle möglichen Fragen vorbereitet. „Man beschäftigt sich noch einmal sehr extrem mit dem eigenen Unternehmen und auch der Frage, welche eigenen Anforderungen man an eine Löwin oder einen Löwen hat.“ Denn nicht jeder Investor passt zu jedem Unternehmen. Mit Ralf Dümmel aber haben sie ihren idealen Partner gefunden. Und während sie im Anschluss noch schweigen müssen, wird im Hintergrund schon kräftig zusammengearbeitet.

Es sind Tage, da sind die beiden von ihrem Lebensweg selbst begeistert. „Und wir denken: Wow, krass. Das ist heute alles passiert? Das haben wir alles heute gemacht?“, sagt Amy. An anderen Tagen sind sie froh, mal keine Entscheidungen treffen zu müssen. Selbst dann, wenn es nur darum geht, welche Pizza es zum Abendessen geben soll. Was bisher tatsächlich alles passiert ist, das haben sie noch nicht so richtig realisieren können. Vor allem nach der Sendung wurde das Postfach in den sozialen Medien trotz regelmäßiger Antwort nicht leerer. Zwei Millionen Menschen haben die TV-Sendung mit den Gründern gesehen, laut Maurice waren allein an dem Abend der Ausstrahlung mehr als 60.000 Menschen in ihrem Online-Shop unterwegs. Plötzlich sind die beiden noch bekannter, beinahe berühmt.

Im Hintergrund geht es mit der Investition und dem Dümmel-Team weiter. Vertriebswege werden optimiert, Lieferanten gesucht, Abläufe hinterfragt. Langfristig soll das Angebot ,Molly Suh‘ auch umfangreicher werden und zum Beispiel den Markt für entspannten Wohnraum erobern, hofft Maurice. Wie genau das aussehen kann, soll und wird, das verraten die Gründer zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sehr wohl fühlen und erleben lässt sich ihr Produkt aber jetzt schon. Es braucht einen kleinen Funken, um die Kerze zu entzünden. Ein Feuerzeug beispielsweise. Für unser abschließendes Foto sollen die Kerzen natürlich brennen. „Heutzutage raucht ja keiner mehr“, sagt Amy, durchwühlt eine Schublade im Café an der alten Sternwarte in Göttingen. Maurice spricht einen vorbeigehenden Passanten an. Wir haben Glück, der hat ein Feuerzeug dabei. Die Kerzen brennen und duften. „Nicht schlecht, oder?“, fragt Amy – und kennt die Antwort längst. ƒ

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