Raum neu erleben

Die ,Otto Künnecke Gruppe‘ in Holzminden ist ein Familienbetrieb in vierter Generation. Mit dem create:hub treibt Lisa Künnecke nicht nur die Entwicklung des Unternehmens voran, sondern hat für sich selbst einen Ort  geschaffen, an dem auch andere Menschen Arbeit und Digitalisierung neu denken und Innovationen fördern können.

„Wir wollen das Zukunftszentrum der Region werden.“

Zum Unternehmen
Die ,Otto Künnecke Gruppe‘ ist ein Familienunternehmen in vierter Generation, das sich von einem 1934 in Holzminden gegründeten Schlosserbetrieb zu einem international agierenden Maschinenbauunternehmen entwickelt hat. Künnecke liefert Lösungen, die Maschinen und Software umfassen und alle Anforderungen an eine zuverlässige Verarbeitung, Sortierung, Logistik und Rückverfolgbarkeit erfüllen. In der Verarbeitung von personalisierten Hochsicherheitsprodukten wie Personalausweisen, Pässen und Kreditkarten sind die Holzmindener weltweit führender Anbieter. Als zusätzliches Standbein im Maschinenbau setzt das Unternehmen auch auf die Elektronikindustrie. Hier werden für Kunden maschinelle Lösungen für Lagerung und Kommissionierung sowie für die automatische Bestückung von Bauteilen an zwei Standorten entwickelt und produziert.
Das jüngste Tochterunternehmen ist die create.now GmbH, die den create:hub betreibt, als Agentur digitale Markenerlebnisse schafft und in der die Leistungen der Otto Künnecke Gruppe im Bereich Digitale Transformation gebündelt sind. Heute hat die Gruppe rund 180 Mitarbeiter an drei Standorten in Deutschland und Italien.

Zum create:hub
Der create:hub in Holzminden ist Coworking-Space, Innovations- und  Digitalisierungszentrum in einem und ermöglicht auf 2.600 Quadratmetern Platz moderne Formen hybrider und mobiler Zusammenarbeit.

Der Hub als Film:
create-hub.io/3d-film/

Die Veränderung der Arbeitswelt – oft mit dem Schlagwort New Work zusammen­gefasst – lässt sich nicht mehr rückgängig machen, und in Zeiten des Arbeitskräftemangels ist sie ein Thema, mit dem sich alle Unternehmen auseinandersetzen müssten. „Firmen müssen heute Mitarbeitern die größtmögliche Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes bieten, damit sie ihre Arbeit an ihre Lebensumstände anpassen können“, erklärt Lisa Künnecke, die sich die Lösung dieser Herausforderung zur persönlichen Aufgabe gemacht hat. Hinzu käme bei vielen der Wunsch, urbane Arbeitswelten mit den Vorteilen ländlichen Wohnens zu verbinden. Für Künnecke ist das die Möglichkeit, Pausen oder den Feierabend beim Laufen oder mit einem Spaziergang mit ihrem Cockerspaniel Henri in der Natur zu verbringen – ohne vorher weite Wege zurücklegen zu müssen.

New Work und die Veränderung der Arbeitswelt

Im Juni eröffnete sie – gemeinsam mit ihrem Vater Carl Otto Künnecke – in Holzminden auf 2.600 Qua­dratmetern Platz deshalb einen Ort, der auf die Ver­änderung der Arbeitswelt eingeht. Der create:hub ist Coworking-Space, Innovations- und Digitalisierungszentrum in einem – und ermöglicht moderne Formen hybrider und mobiler Zusammenarbeit. Mit diesem ambitionierten Projekt erfinden sie nicht nur das traditionsreiche Familienunternehmen selbst ein Stück weit neu, das sich von einem 1934 in Holzminden gegründeten Schlosserbetrieb zu einem international agierenden Maschinenbauunternehmen entwickelt hat. Sie liefern damit auch den Rahmen für Unternehmen und Menschen aus der ganzen Region, ein Neu-Denken ihrer Arbeits­organisation anzuschieben.

Bis weit in das Jahr 2020 sah es zunächst nicht danach aus, dass es ein solches ,Tochter-Vater-Projekt‘ wie den create:hub bei Künnecke überhaupt geben würde. Nach ihrem Abitur absolvierte Lisa Künnecke zunächst ein duales BWL-Studium an der privaten Fachhochschule Weserbergland – kombiniert mit einer Ausbildung im eigenen Familienunternehmen – und sammelte so die ersten Erfahrungen. „Ich habe in unserem Betrieb direkt meine erste Marke aufgebaut – unsere Azubi-Marke ‚Rock the machine‘“, erzählt die 34-Jährige heute rückblickend. Doch in dem sehr technischen Umfeld, in dem die Künnecke-Gruppe traditionell unterwegs ist – heute mit rund 180 Mitarbeitern und drei Standorten in Deutschland und Italien – habe sie sich nicht langfristig sehen können. Anders als ihr jüngerer Bruder Niklas, der sich als studierter Wirtschaftsingenieur zunächst als Leiter für Forschung und Entwicklung im Familienunternehmen eingebracht hat und heute als Geschäftsführer von zwei Tochterunternehmen aktiv ist. Lisa Künnecke wechselte kurzerhand in die Welt der Werbeagenturen in Köln und Düsseldorf, zog rund fünf Jahre von Agentur zu Agentur und betreute große Kunden. „Ich habe das Stadtleben in Köln sehr genossen. Es erschien mir nicht reizvoll, nach Holzminden zurückzukehren.“

Doch während sie Erfahrungen in der Markenbetreuung und -entwicklung sammelte, wuchs das Gefühl, mehr zu wollen: eine eigene Agentur mit der Freiheit, alle ihre Ideen umzusetzen. Vielleicht war das ein erstes Anklopfen der Unternehmergene der Familie Künnecke. 2020 kam dann schließlich ihr Vater mit der Idee auf sie zu, einen Coworking-Space in Holzminden aufzubauen, auf dem Land, nicht in der Stadt – und nicht nur den Raum an sich, sondern eben auch die dazugehörige Marke. „Das war genau mein Ding“, erzählt Lisa Künnecke. „Ich habe auch sofort gesehen, dass dieses Projekt meine Chance ist, meine eigenen Fußabdrücke im Familien­unternehmen zu hinterlassen.“ Der Entschluss, das Vorhaben gemeinsam anzugehen, war schnell gefasst. Zumal direkt neben dem Firmengebäude in der Holz­mindener Zeppelinstraße ein leer stehender Hallenkomplex zum Verkauf stand.
Und so gründeten die beiden gemeinsam vor zwei ­Jahren die create.now GmbH als Tochterunternehmen der Künnecke-Gruppe. „Die create.now GmbH fördert und begleitet Innovation ganzheitlich und macht mit drei Geschäftsbereichen Unternehmen fit für die Zukunft“, erklärt die Gründerin stolz. „Neben unserem Coworking-Space create:hub und Digital Solutions, ­unserem IT-Dienstleister, ist das dritte Standbein die Agentur. Ich habe mir damit einen Traum erfüllt. Wir wollen erfolgreiche Unternehmermarken entwickeln, auch ­create: ist hier entstanden.“
„Als es langsam mit der Planung für den create:hub losging, habe ich noch gedacht: Das mache ich doch locker allein“, erzählt Künnecke von der Anfängen. Und gibt dann unumwunden zu: „Bereits nach recht kurzer Zeit hat sich jedoch abgezeichnet, dass es viel unternehmerische Erfahrung braucht, die mein Vater mit- und einbringt – genau wie sein Händchen für Architektur. Wir ergänzen uns sehr gut und haben den Hub zu unserem Projekt gemacht.“ In der Vorbereitung dafür hat sie nicht nur eine Beraterausbildung für das Thema New Work gemacht, sondern sich auch in anderen, bereits fertigen Coworking-Spaces Inspiration geholt.

Die persönliche Motivation von Lisa Künnecke zur Gründung des create:hub

Das Ergebnis – nach einer Investition von rund sechs Millionen Euro – überzeugt. Der create:hub ist ein Coworking-Space, ein Konferenz- und Digitalisierungszentrum, das 2.600 Quadratmeter Platz und größtmögliche Flexibilität bietet. Offene Flächen mit frei wählbaren Schreibtischen sind genauso verfügbar wie Büroräume von 13 bis 50 Quadratmetern mit festen Arbeitsplätzen. Es gibt außerdem Seminarräume und eine 130 Quadratmetern große Eventfläche. „Wer im Sommer also lieber draußen arbeitet, kann das an einem der Schattenplätze im Garten an unserem kleinen Teich machen“, sagt Künnecke. „Wir schaffen ein modernes Arbeitsumfeld, in dem sich alle frei entfalten und je nach Aufgabe den dazu passenden Platz aussuchen können. Hier steht das Ergebnis der Arbeit im Vordergrund.“ Pausen oder den Feierabend kann man im create:hub im Bistro verbringen, das auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Vor allem auf kleine Mittelständler und Gründer auf der Suche nach einem Standort mit moderner Büro­infrastruktur, schnellem Internet und umfangreicher technischer Ausrüstung zielt der Hub als Kunden ab – aber auch auf größere Unternehmen, die einzelnen Mitarbeitern in Wohnortnähe ein voll ausgestattetes Büro zur Verfügung stellen, Teams für eine möglichst enge Zusammenarbeit in Projekten extern unterbringen wollen oder einfach einen Konferenzraum für Meetings benötigen. „Wir wollen das Zukunftszentrum der Region werden“, erklärt die ambitionierte Gründerin.

Zudem möchte sie gemeinsam mit ihrem Vater auch Digitalisierung mit einem Digitallabor niederschwelliger erlebbar machen: für Schüler und Studierende, aber auch für Senioren, um ihnen Teilhabe zu ermöglichen. Die initiale Idee, die maßgeblich von Carl Otto Künnecke stammt, wurde zusammen mit dem Innovationsnetzwerk Holzminden-Höxter, der Stadt und dem Landkreis Holzminden sowie der HAWK als Partner weiterent­wickelt. Überzeugt hat das Ergebnis auch das niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung, das eine Förderung von 400.000 Euro beisteuert. „Wir bieten den Raum, Arbeit anders zu denken, kreative Prozesse zu fördern und Innovation zu ermöglichen“, sagt Lisa Künnecke abschließend. Dass die Künnecke Gruppe an das Konzept glaubt, sieht man daran, dass sie ein Teil des Gebäudes selbst beziehen und als Labor für das Schmieden neuer Ideen und Ansätze nutzen wird. ƒ

Fotos: Marco Bühl / create:hub
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