Was Schwedens König mit einer Göttinger Garage verbindet

Opel Admiral, Mercedes Benz 500,VW Golf 1 Cabrio oder Ford Granada – diese und rund 700 weitere Schmuckstücke hat Bastian Sadlowski in den vergangenen 13 Jahren an Autoliebhaber weltweit verkauft. Ein ganz besonderes Fahrzeug möchte der Oldtimer-Händler allerdings vorerst für sich behalten: den gelben Porsche, mit dem einst Karl Gustav bei Tempo 180 geblitzt wurde.

„Die alten Schätze sind keine Alltagsfahrzeuge. Man muss sie eher als Hobby begreifen.“

Bastian Sadlowski ist noch etwas außer Atem. Der Grund: sein jüngster Sprössling. „Die Kinder erfordern viel zeitlichen Einsatz“, sagt der 39-Jährige, der seine Rolle als Familienvater sehr ernst nimmt. Weil er sich an diesem Vormittag um das leicht erkrankte jüngste seiner drei Kinder gekümmert hat, kommt Sadlowski in letzter Sekunde zum vereinbarten Termin im Göttinger Maschmühlenweg. Dort hat er auf einem von mehreren Unternehmen genutzten Gelände eine große Tiefgarage gemietet, in der er seine Schätze untergestellt hat: zahlreiche Oldtimer, Youngtimer & automobile Exoten, wie es auf der Homepage seines Unternehmens MondänMobil heißt. Im Dämmerlicht ist zunächst nicht viel zu sehen. Doch als Sadlowski das Licht einschaltet, springen einem die automobilen Schätze sofort ins Auge: Ford Capri, Opel Manta, ein Volvo P1800 oder ein historischer Alfa Romeo: Liebhaber dieser und zahlreicher anderer älterer Fahrzeuge können hier schnell ins Schwärmen geraten. An diesem Morgen stehen rund 30 historische Fahrzeuge in der Tiefgarage bereit – darunter auch zwei Mini Cooper, ein Mercedes 300 Cabrio, ein Volvo 242 GT und ein 60 Jahre alter VW Käfer im Herbie-Look.

„Ein Herz für ältere Autos habe ich schon immer gehabt“, sagt Sadlowski. Dass er im Jahr 2009 begonnen habe, hauptberuflich mit historischen Fahrzeugen zu handeln, sei allerdings die Folge einer eher zufälligen Begegnung gewesen: Zum Ende seines Studiums der Sozialwissenschaften an der Uni Göttingen tourte Sadlowski mit seiner jetzigen Ehefrau mit einem älteren Mercedes durch Europa. Als er den 560 SEC nach der Reise über ein Inserat zum Verkauf anbot, kam ein Händler aus den Niederlanden auf ihn zu. „Der hat das Auto ohne Verhandlung sofort zum aufgerufenen Preis gekauft“, erzählt Sadlowski rückblickend. „Ich habe den Mann daraufhin gefragt: Warum kommst du 500 Kilometer nach Göttingen gefahren und verhandelst noch nicht einmal über den Preis?“ Seine Antwort: Autos, die älter als 25 Jahre sind, seien in den Niederlanden sehr gefragt, weil für sie keine Kfz-Steuer fällig sei. „Da habe ich Lunte gerochen“, erinnert sich Sadlowski. Kurzerhand bot er dem Holländer an, für ihn gegen Provision nach weiteren alten Autos in Deutschland Ausschau zu halten – und spürte dann für ihn den einen oder anderen Baby-Benz, also Mercedes 190, auf, oder auch Mercedes-Limousinen der S-Klasse. „Weil das ziemlich gut lief, habe ich dann nach einiger Zeit begonnen, auch auf eigene Rechnung mit älteren Pkw zu handeln“, erklärt der Unternehmer – und MondänMobil war geboren. 

Dazwischen nach Abschluss des Studiums ein vorübergehender Umzug nach Lüneburg. „Meine Frau und ich wollten damals mal weg aus Göttingen. Und wegen der Nähe zu Hamburg war Lüneburg für uns attraktiv.“ An die drei Autos, mit denen er dort in den Oldtimer Handel einstieg, kann Sadlowski sich noch gut erinnern: eine blaue Ente 2CV, ein Mercedes W123 Coupé aus den frühen 1980er-Jahren und eine Mercedes/8-Limousine. Auf die Spur dieser und weiterer Fahrzeuge kam er durch unermüdliche Lektüre: „Ich habe schon damals nahezu täglich die Autobörsen durchforstet. Wenn ich dann etwas Interessantes entdeckte, war ich sehr schnell. Ich
habe mich in den Zug gesetzt und bin sofort losgefahren.“

In den ersten Jahren habe er die Oldtimer vorwiegend in Deutschland gefunden, bald aber auch in den Niederlanden oder in Belgien und vor allem in Schweden, so der 39-Jährige. Dort kaufte er auf lokalen Fahrzeugbörsen vorwiegend ältere Volvos wie den P1800,
den sogenannten Schneewittchensarg. In Schweden gelang dem Göttinger mithilfe persönlicher Kontakte auch sein bisher wohl spektakulärster Gebrauchtwagenkauf. Dabei ging es allerdings nicht um einen Oldtimer, sondern um einen vergleichsweise jungen Sportwagen: einen Porsche 996 GT3 MK2 in Speedgelb als Clubsport-Version. „Schon unter normalen Umständen würden für ein solches Fahrzeug mitunter sechsstellige Beträge verlangt“, sagt Sadlowski. Der fragliche Porsche hat dazu noch eine besondere Geschichte. Und die hat mit Karl Gustav zu tun. Der schwedische König habe das Auto in Stockholm vor der offiziellen Eröffnung einer Fahrzeugmesse gesehen, daran Gefallen gefunden und es sich für einige Zeit ausgeliehen. Der Monarch sei dann in einem Tunnel bei Tempo 180km/h geblitzt worden, berichtet Sadlowski. Einen Zeitungsartikel dazu habe er beim Ankauf des Fahrzeugs gratis dazubekommen, erzählt er. Das Dokument habe er bis heute bei seinen Unterlagen. Wie der Porsche später in den Besitz eines Sammlers in Nordschweden gelangte, ist nicht überliefert. Fest steht aber, dass Sadlowski den Flitzer von dem Mann erwarb und ihn gemeinsam mit einem Kumpel persönlich über 2.000 Kilometer weit bis nach Göttingen steuerte. „Die Fahrt hat wirklich großen Spaß gemacht.“ Seither befindet sich der Sportwagen – geschützt durch eine Spezialplane – in der angemieteten und wie der Inhaber betont „erstklassig gesicherten“ Tiefgarage.

Abenteuerliche Einkaufsfahrten wie diese mache er seit einigen Jahren schon nicht mehr. „Heute kaufe ich die Autos vorwiegend über ein selbst geknüpftes internationales Netzwerk“, berichtet Sadlowski, der insgesamt schon rund 700 Oldtimer erworben und wieder an
den Mann oder die Frau gebracht hat. Sein ,Einkaufsmarkt‘ habe sich inzwischen stark verändert. Er findet seine Ware seit einiger Zeit weniger in Nord- und Mitteleuropa, sondern eher in Italien und zuletzt überwiegend auf der iberischen Halbinsel. „Wegen des anderen Klimas rosten die Fahrzeuge dort im Winter nicht so schnell wie bei uns – der Aufwand für die Instandsetzung älterer Autos ist deshalb deutlich geringer.“ Was er dort einkaufe, richte sich an den Interessen seiner Kunden aus, so der Geschäftsmann. „Und die interessieren sich vor allem für Fahrzeuge, zu denen sie eine emotionale Bindung haben, weil sie damit in jüngeren Jahren selbst gefahren sind. Wer ein solches Auto erwirbt, fühlt sich zurückversetzt in alte Zeiten. Das merkt man ganz oft bei der Probefahrt.“ Auch wenn fast alle Autos, die der Händler im Angebot hat, im öffentlichen Straßenverkehr unterwegs sein dürfen, rät Sadlowski davon ab, die Fahrzeuge tagtäglich zu nutzen. „Die alten Schätze sind keine Alltagsfahrzeuge. Man muss sie eher als Hobby begreifen.“

Unabhängig davon schwärmt der Autoliebhaber aber von der Qualität der meisten Oldtimer: „Die Güte der verarbeiteten Materialien ist zumeist sehr viel besser als bei modernen Fahrzeugen.“ Die Lebensdauer vieler Wagen heute betrage „nur noch acht bis zehn Jahre“. Deshalb mache er beim Ankauf Mitte der 1990er-Jahre einen Cut. „Man kann davon ausgehen, dass später gebaute Fahrzeuge keine Klassiker mehr werden – abgesehen von einigen in limitierter Auflage produzierten hochwertigen Autos.“

Noch aber gebe es genügend ältere Fahrzeuge auf dem Markt und dafür inzwischen Interessenten überall auf der Welt. Seine automobilen Schätze verkaufe er längst nicht mehr nur an Kunden in Deutschland. „Ich habe Autos inzwischen in viele europäische Länder geliefert.“ Einige sogar in den arabischen Raum und in die USA. Wichtig ist Sadlowski dabei, nicht nur Fahrzeuge für Menschen mit sehr viel Geld im Angebot zu haben: „Bei mir gibt es vorwiegend Oldtimer, die deutlich weniger kosten als die meisten Neuwagen von heute. Man muss als Interessent kein Millionär sein.“ƒ

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