Markus Werner und Philipp Ballhausen stehen zwischen Master-Studium und eigenem Unternehmen. Ihre Firma cpm systems sorgt derweil für Ordnung – nicht nur im Leben der beiden Gründer.
Ihre Büros in den Räumen der PFH, der Privaten Hochschule Göttingen, nennen Markus Werner und Philipp Ballhausen (Foto, v.l.) gern ihren ,Brutkasten‘. Die praktischen Großraumzimmer mit WLAN und Kaffee-Flatrate sind so etwas wie die Keimzelle der Göttinger Start-up-Szene. Nachbarn wie die Yourcar-Gründer haben es vorgemacht, jetzt wollen auch die beiden Informatikstudenten so richtig durchstarten. Mit Verwaltungssoftware für Schulen und Universität machen sie sich derzeit in der Region einen Namen. Bald wollen sie die Bits und Bytes auch für Privatkunden tanzen lassen – und sich nach und nach von der Nabelschnur der Gründerszene trennen. Auf den Bildschirmen ihrer Computer reihen sich bekannte Buchstaben und Zahlen in komplizierter Reihenfolge aneinander. Im Hintergrund malen sie an großen Whiteboards ihre Ideen auf, streichen wieder etwas durch, streiten, diskutieren, erfinden. Wenn sie über das reden, was sie tun, fällt mindestens in jedem zweiten Nebensatz das Wort ,Leidenschaft‘. Noch füllen sie mit ihrem Können Bedarfslücken. Die Konkurrenz in Göttingen ist klein, die Projekte dafür umso größer.
Ihr erstes Projekt: eine Lernmittelverwaltungssoftware für das Gymnasium, in dem die beiden gebürtigen Duderstädter ihr Abitur gemacht haben. Die aktuelle und größte Software versorgt 18.000 Studenten der Uni Göttingen und hilft dabei, den Vorlesungs- und Prüfungsplan zu managen. Lösungen entstehen aus eigenen Problemsituationen; den Studienalltag zu vereinfachen gehört dazu. Denn nicht erst seit der Umstellung auf Bachelor und Master-Studiengänge ist das Studium komplizierter geworden. Vorlesungen und Kurse müssen Semester für Semester geplant und miteinander kombiniert werden. Ein kleiner Planungsfehler kann schnell dazu führen, dass ein Semester drangehängt werden muss. Zwar gibt es zahlreiche Anleitungen und Planer dafür, die Software der Göttinger Unternehmer verbindet sich jedoch problemlos mit dem unieigenen System und greift dabei gezielt auf die persönlichen Datenbanken zu.
„Das macht es schon ziemlich einfach“, sagt Philipp. Denn der Schlüssel ist die einfache Bedienung: „Die Oberfläche zeigt, welche Module noch fehlen und welche bestanden wurden, welche ich noch brauche und was zu viel ist“, erklärt Philipp und streicht mit schnellen Mausbewegungen über den Desktop.
Die Nutzeroberfläche ist einfach zu verstehen und doch voller Informationen. UI und UX heißt die Arbeit dahinter – die virtuelle Welt: User Interface und User Experience. Dafür braucht es nicht nur einen geschickten Umgang mit der Programmiersprache, sondern auch ein Gefühl für Optik und Intuition. „Wenn es darum geht, Entscheidungen herbeizuführen, haben wir hier sicherlich die größten Diskussionspunkte“, erzählt Markus und beschreibt lebhaft das Ringen und Zerren bei den vielen Entscheidungsprozessen vor Whiteboard und 1.000-Zeilen-Code. Mit ihrem Unternehmen cpm systems – was laut Aussage der beiden Gründer sowohl für ,Code manufaktur: Philipp Markus‘ als auch für ,Currywurst und Pommes mit Mayo‘ steht – haben sie sich einen Traum erfüllt.
Schon 2010 gegründet, ist die Firma erst seit Kurzem wirklich am Markt und die beiden Jungunternehmer intensiv und in Vollzeit beschäftigt. Komplett durchstarten können sie allerdings noch nicht. Beide wollen, können und müssen in diesem Jahr noch ihr Master studium der Wirtschaftsinformatik an der Universität Göttingen beenden, ehe es richtig los geht. Und dann sind da noch diese Zweifel … Klar: Wer jung ist und eine intensive Ausbildung genossen hat, ist auf dem Arbeitsmarkt gefragt.
„Wir wären dumm, wenn wir nicht manchmal darüber nachdenken würden, uns einfach bei einem großen Unternehmen zu bewerben und all das hier aufzugeben“, sagt Markus ganz offen.
Klar sei aber auch, dass sich die beiden Wahl-Göttinger bewusst dafür entschieden haben, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und ihr ganz eigenes Ding durchziehen wollen. Nicht nur, weil das Geschäft in der IT-Branche sehr schnelllebig ist und die beiden noch am Anfang ihrer Karriere stehen, gibt es noch keinen klassischen Fünf-Jahres-Plan. Es komme halt auch oft vor, dass gewohnte Arbeitsabläufe der digitalen Welt an der analogen Welt scheitern. „Vor allem Entscheidungsprozesse großer Unternehmen oder Institutionen ziehen sich oft sehr lange hin“, erklärt Philipp. Diese Zeit gilt es, mit Geduld und Geld zu überbrücken. Noch gelingt dies, vor allem durch das geringe Risiko dank Start-up-Szene, niedrigen Mietkosten und Hilfe aus den eigenen Reihen.
Für die Zukunft – wenn aus dem Gründernest gefallen – planen die zwei aber schon.
„Wir wollen unsere Leistung vor allem auch privaten Unternehmen anbieten“, sagt Phillipp. Auch auf reine Verwaltungssoftware wollen sie sich nicht mehr festlegen. „Wir machen alles.“
Die Zukunft ist offen. Für Markus und Philipp ist Göttingen der ideale Nährboden für ihre Ideen. Ob am Ende auch etwas Größeres daraus keimt, entscheidet ganz allein ihr Einsatz und Mut.