Es krabbelt in der Kiste

Jasper Rimpau ernährt seine Familie mit Würmern. Der ehemalige Webseitenoptimierer ist heute einer von drei Wurmzüchtern in Europa.

Rumpeln, Geschubse und Panik in der Kiste. Jasper Rimpau greift in die krabbelnde Masse aus Erde und Kompostwürmern. Von Ekel keine Spur. Er züchtet die Krabbeltiere, um den Kreislauf zu schließen, wie er sagt. Kein Hobby, ein echter Job. Rimpau pendelt zwischen Basel in der Schweiz und dem kleinen Örtchen Markoldendorf bei Einbeck. Hier steht ein Teil seiner Wurmproduktion. „Und an einem geheimen Ort in Ostdeutschland“, fügt er hinzu. Weitere Infos? Leider nein, alles top secret! „Sonst laufen auf dem Gelände demnächst lauter Leute rum, die auch ‚Wurmzüchter‘ werden wollen“, erklärt er mit einem Augenzwinkern – doch ist die Aussage durchaus ernst gemeint.

Aktuell ist er Herrscher über rund zwei Millionen Würmer. Die werden in ganz Europa vertrieben. Für Gärtner, umweltbewusste Personen, aber auch für Angler hat Rimpau von ,Eisenia fetida‘ bis ,Dendrobena veneta‘ verschiedenste wirbellose Tierchen im Angebot. Mindestabnahme: 20 Stück.

Begonnen hat alles mit der Idee des Selbst-Kompostierens und den Wurmkisten, die er in Australien kennen und lieben lernte: Oben kommen die Küchenabfälle rein, unten der Wurmhumus raus. Heute vertreibt er selbst runde Wurmkomposter, quadratische Küchenkomposter, Wurmkisten aus Holz und Wurmfarmen aus recyceltem Plastik – da ist für jeden das passende Modell dabei.

Die Würmer – ein Kompostwurm kann übrigens im Labor unter Idealbedingungen 15 Jahre alt werden – leben in ihrer Kiste und leisten Nützliches. „Wenn sie richtig gefüttert werden, kann die erste Humusernte nach etwa einem halben Jahr eingefahren werden. Danach gibt es alle paar Wochen ca. zwölf Kilogramm neuen Dünger“, erklärt der 39-Jährige und gibt damit einen kleinen Teil seines umfassenden Wurmwissens preis.

Das sei für den gemeinen Wurmkistenbesitzer aber nicht notwendig, so Rimpau. „Wer sich an die Grundregeln hält, bekommt schon keine Wurm-Krise.“ Und die Grundregeln heißen: keine Fleisch- und Fischabfälle, nichts Scharfes, keine Zitrusfrüchte und auch keine Milchprodukte, denn das vertragen die kleinen Kerlchen nicht. Falsche Fütterung führe zum Fluchtversuch. „Die können auch einen Deckel anheben, wenn sie in der Kiste Panik bekommen“, erzählt er in liebevollem Ton. Aber das geschehe eigentlich nie, die Kriechtiere kämen nicht weit. Denn die Würmer sind überaus sensibel. Luftdruckabfall, ein Wetterumschwung und schon reagieren sie darauf. Zu viel UV-Licht führt zum Tod.

Auch für den Züchter gilt es immer wieder, sich neuen Herausforderungen im Wurmbusiness zu stellen. So brachte beispielsweise die Inventur einst Rimpaus Steuer berater zum Lachen. „Jetzt wiegen wir die Würmer. Anders ist das nicht machbar.“

Für die Zukunft hat er sich einiges vorgenommen. Die Expansion in die Schweiz, vielleicht eine zweite Auflage seines Buches über ,Kompost aus der Kiste‘ und zahlreiche neue Inhalte für seinen Youtube-Kanal. „Mehr Würmer, mehr Hintergründe“, sagt Rimpau motiviert. „Das wird richtig gut!“

Foto: Marco Bühl
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