Christian Scholz, Autor und Experte für die Generation Z, im Gastbeitrag über Zorro, Helikoptereltern und das, was wir von der neuen Generation lernen können.
Der Spielfilmheld Zorro identifiziert sich und seine Taten durch den eingeritzten Buchstaben Z. Immer wenn dieses Symbol auftaucht, geht es um Zorro: Jeder weiß es, jeder kann sich darauf einstellen. Vielleicht sollte man analog dazu kleine Aufkleber einführen, mit denen sich Jugendliche als Vertreter der sogenannten ,Generation Z‘ outen, einer Gruppe, die nichts mit Zorro gemeinsam hat, trotzdem aber im Berufsleben zunehmend für Irritationen sorgt. Was aber sind diese ‚Generationen‘, und warum sind sie für die Arbeitswelt so wichtig?
Die Einteilung nach Alterskohorten folgt der an den Soziologen Karl Mannheim angelehnten Überlegung, dass Menschen besonders in ihrer Jugend geprägt werden: durch zeitgeschichtliche Ereignisse wie Politik, Gesellschaft, wirtschaftlichen Aufschwung, aber auch durch Medien und vor allem durch den Erziehungsstil der Eltern. Diese Prägung ist maßgeblich für das weitere Leben. Die Generation Z wächst in einer digitalen Welt auf. Das alleine macht sie schon besonders. Sie wird allerdings auch durch ‚Helikop tereltern‘ geprägt, die ihrem Nachwuchs ein intensives Rundum-sorglos-Paket bieten. Die Generation Z ist es mehr als alle anderen Generationen gewohnt, behütet und umsorgt zu werden. Gleichzeitig erlebt sie dramatische Ereignisse wie Wirtschafts-, Finanz- und Europa krisen. Sie erlebt ein Leben, das von Ganztagsschulen über Ganztagsgymnasien (,G8‘) bis hin zu einem Bildungssystem reicht, das aus der sogenannten Bologna-Reform hervorging und zu einer extremen Verschulung mit kleinteilig vorgegebener Strukturierung führt.
Die ,Zs‘ sind daher an klar vorgegebene Strukturen gewöhnt, brauchen sie und fordern sie auch ein. Sie trennen deutlich zwischen Beruf und Privatleben: Feste Arbeitszeiten sind für sie eine ideale Lösung, um ihre Freizeit nach Feierabend planen zu können. Deshalb ist es auch ein Mythos, dass Unternehmen die Generation Z als ‚Digital Natives‘ rund um die Uhr erreichen können. Im Regelfall ist sie nach Feierabend, der im besten Fall um 17 Uhr beginnt, nicht mehr für Chef, Kollegen oder Kunden erreichbar. Diese Generation weckt bei Unternehmen zwiespältige Gefühle: Auf der einen Seite liegen in der klaren Trennung zwischen Beruf und Privatleben Vorteile, weil man in acht Stunden konzentrierter Arbeit durchaus mehr erreichen kann als in 14 Stunden praktiziertem Workaholismus. Zudem kann man von ihr einiges lernen, vor allem das Gefühl der Freiheit, sich etwas aus dem Hamsterrad der Leistungsgesellschaft zu verabschieden. Wir müssen uns nicht dauernd für den Job aufopfern. Die Welt geht nicht unter, wenn nicht alles sofort erledigt wird. Auch der von anderen Generationen praktizierte Präsentismus, also die ungesunde Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz Krankheit, wird von ihnen abgelehnt.
Gleichzeitig machen die Zs vor, dass Arbeitszeit zentrale Lebenszeit ist, in der Wohlfühlen eine große Rolle spielt. Deshalb möchten sie ihren Arbeitsplatz als ,Zweitwohnung‘ am liebsten mit persönlichen Gegenständen individuell einrichten und sind in Open-space-Büros eher unglücklich. So gesehen ist die Arbeitswelt der neuen Generation in vielen Punkten erstrebenswert und vorbildhaft. Auf der anderen Seite stehen aber die nicht mehr existierende Bindung an das Unternehmen und eine auf null gesunkene Loyalität. Die Generation Z schätzt zwar unbefristete Arbeitsverträge, hat aber überhaupt kein Problem damit, Arbeitsplatz und Arbeitsaufgaben schlagartig aufzugeben.
Zur Person
Der Saarbrücker BWL-Professor Christian Scholz ist Experte für Personalmanagement und schrieb in diesem Bereich Standardwerke. Als einer der Ersten beschäftigte er sich auch mit der Generation Z und ihrem Einfluss auf die Berufswelt. Kontakt: www.die-generation-z.de