Verstehen, wo der Schuh drückt

Die Initiative TOP Arbeitgeber Südniedersachsen (TOPAS) ist längst etabliert. Die neue Projektleiterin Tara Brune setzt auf zielorientierte Gespräche und effektive Netzwerke. 

HINTERGRUND

Damit sich Unternehmen aus der ­Region im Wettbewerb um die besten Mitarbeitenden behaupten können, hat die SüdniedersachsenStiftung vor zehn Jahren die Initiative TOP Arbeitgeber Südniedersachsen (TOPAS) ins Leben gerufen. Die Auszeichnung TOPAS – TOP Arbeitgeber Südniedersachsen dürfen aktuell 44 Unternehmen und Institutionen tragen. Dabei ist alles, von klein bis groß, von Handwerk bis Hightech – alle regionalen Unternehmen und Institutionen sind bei TOPAS willkommen. Weitere Infos unter: 

www.suedniedersachsenstiftung.de/
projekte/topas

Neue Impulse stehen im Zentrum von ­TOPAS – TOP Arbeitgeber Südniedersach­sen. Einen Impuls in eigener Sache bringt die SüdniedersachsenStiftung seit dem vergangenen Sommer ein: Mit der neuen Projektleiterin Tara Brune bekommt die inzwischen seit zehn Jahren bestehende Arbeitgebermarketing-­Initiative eine hoch motivierte neue Lenkerin, bei der alle Fäden ­zusammenlaufen. Und dabei geht es um ziemlich viele ­Fäden! „Aber das ist genau das, was ich mir unter dem Job vorgestellt habe: Ich liebe es, zu netzwerken und neue Ideen zu entwickeln“, sagt die 35-Jährige. 

Erfahrung bringt die geborene Göttingerin, die mit ihrer Familie im Alter von fünf Jahren nach Berlin zog, genug mit. Sie studierte in der Hauptstadt Soziologie und Volkswirtschaftslehre und arbeitete beim TV-Sender Phoenix als Redaktionsassistentin im Bundes­tag. Schweren Herzens gab sie diese Stelle auf, um 2015 an die Leine zurückzukehren. „Schuld“ daran war ihr Mann – ein Göttinger. Zurück in Göttingen arbeitete sie bei einem mittelständischen IT-Unternehmen in den Bereichen HR und Marketing, bevor sie die Kommunika­tionsabteilung eines hiesigen Kulturbetriebes leitete. Zuletzt war sie nach der Geburt ihres zweiten Kindes in Elternzeit, als sie von der zu besetzenden Stelle der SüdniedersachsenStiftung als TOPAS-Projektleiterin erfuhr. „Noch nie habe ich eine Stellenausschreibung gesehen, die so auf mich zugeschnitten schien. Das ist quasi die Zusammenfassung meiner Erfahrungen und Interessen gewesen“, sagt sie zurückblickend.

Ihr Einstieg begann rasant: Sie kam direkt in die heiße Phase der ersten Zertifizierung der neuen TOPAS-­Kandidaten und der Rezertifizierung 2023. Eine schöne Gelegenheit, um die Unternehmensvertreter kennenzulernen. „In den vielen intensiven und vielfältigen Gesprächen geht es darum zu verstehen, wo der Schuh drückt“, so Brune. „Ich durfte von Anfang an das Projekt gestalten – so haben wir den TOPAS-Prozess auf den Prüfstand gestellt und zugunsten von Schwarmwissen und des Netzwerkgedankens weiterentwickelt.“ Die Kriterien der Qualifizierung und Rezertifizierung fußen weiterhin auf den Ergebnissen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA). Das garantiert laut Brune die Aktualität und Wissenschaftlichkeit der TOPAS-Kriterien.

Der Reiz der Arbeit liegt für sie auch darin, Unternehmen zum Austausch untereinander zu bringen, obwohl sie eigentlich im Wettbewerb um Fachkräfte stehen. Die TOPAS-Basis bildet ein stetig wachsendes und dauerhaft funktionierendes Netzwerk, das inzwischen fast 50 regio­nale und oft bereits wiederholt zertifizierte Unternehmen und Verwaltungen umfasst. Das Zertifikat ist immer für zwei Jahre gültig und wird durch eine Auditierung rezertifiziert. Die TOPAS-Unternehmen profitieren vom branchenübergreifenden Know-how innerhalb des Netzwerks, verbessern maßgeblich ihre eigene Wettbewerbsposition und stärken damit die Wirtschaftsregion Südniedersachsen. 

Die Netzwerktreffen, Workshops und Einzel­gespräche dienen aber selbstverständlich nicht nur der Vernetzung und dem Austausch. Ganz konkret geht es bei TOPAS um effektives Arbeitgebermarketing. Der Mangel an Arbeitskräften, vom Nachwuchs über Fach- bis hin zu Führungskräften, fordert ein aktives Employer Branding. „Die Unternehmen haben verstanden, dass Bewerbende und Arbeitnehmende heute mehr verlangen als den obligatorischen Obstkorb, das lockt niemanden in die Region. TOPAS vereint die, die bereit sind, mehr zu tun“, meint Brune. 

TOPAS motiviert, sich innerhalb eines bewährten Prozesses zu verbessern und zu erfahren, wo man schon über gute Ansätze verfügt. Im Erfahrungsaustausch zwischen den großen und kleinen Unternehmen lassen sich Synergien erkennen, und Konkurrenzgedanken treten in den Hintergrund. „Mir fällt da ein aktueller Fall ein: Eine Teilnehmerin will ihren Internetauftritt barrierefrei gestalten, und eine andere Unternehmensvertreterin hat auf diesem Gebiet bereits viel Erfahrung. Hier kann man voneinander profitieren – und das ressourcenschonend“, erzählt Brune.

Zu dem Wissen, das die Teilnehmenden mitbringen, kommen die vielen Impulse der Referenten innerhalb des TOPAS-Seminarangebots. Auch dabei setzt Brune auf Regionalität und verpflichtet – wann immer möglich – Experten aus Südniedersachsen. Und nicht zuletzt setzt TOPAS auf die Kompetenz seiner langjährigen Partner. Gemeinsam mit der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen (GWG), der Wirtschaftsförderung Region Göttingen (WRG) und dem faktor steht TOPAS seit der Erstauflage geballte regionale Kraft zur Verfügung. Die Geschäftsstelle Göttingen der IHK Hannover spielt nicht zuletzt auch bei den Audits eine wichtige Rolle. „Auf Seiten der Auditorinnen und Auditoren gilt das Vieraugenprinzip“, erklärt Brune die Zusammenarbeit. In den vergangenen Runden habe man stets jeweils zu zweit mit einem Zertifizierungskandidaten gesprochen und so festgestellt, ob die Anforderungen erfüllt waren. Eine der vielen neuen Ideen Brunes sorgt hier aber für eine Änderung: Das System ist nun noch kommunikativer, weil die Audits zur Rezertifizierung in Gruppen stattfinden. Diese Form der Evaluierung bietet nicht nur den Vorteil des direkten Austauschs, sondern reflektiert neben den eigenen Ergebnissen auch Ansatzpunkte anderer Teilnehmer – das inspiriert. „Sensible Unternehmensbereiche werden natürlich in Einzel­gesprächen erörtert“, ergänzt die Projektleiterin. In diesem Jahr wurden zudem sieben Unternehmen neu zertifiziert. ABS Team, Caritasverband Südniedersachsen, CTDI Solutions, Knüppel Verpackung, EXCOR, The Pauly Group und Zahnärzte auf den Terrassen haben sich innerhalb eines Dreivierteljahres mithilfe von Workshops und eigenen internen Maßnahmen ab 2024 das TOPAS-­Label verdient.

Die Vorbereitung für das kommende Jahr läuft bereits auf Hochtouren. Die Seminarplanung richtet sich sowohl an den Bedürfnissen der Unternehmen als auch an den allgemeinen Veränderungen des Arbeitsmarktes aus. Ein wichtiges Thema bleibt New Work. Zudem möchte Brune durch eine noch engere Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern die „regionalen Potenziale besser nutzen“. 

Ein weiterer Fokus liegt auf der Stärkung des Netzwerkes, vor allem durch vermehrte Treffen. Schließlich kommt laut Brune auch das Eigenmarketing auf den Prüfstand: „Unser TOPAS-­Markenauftritt muss nach zehn Jahren frischer und moderner werden. Das gehen wir an.“

Stichwort Modernität – mit dem Welcome Centre steht auch den TOPAS-Beteiligten ein bundesweit einzigartiger Service der SüdniedersachsenStiftung zur Verfügung. Potenzielle neue inländische und ausländische Fach- und Führungskräfte können durch ein professionelles Onboarding von der Attraktivität der Region überzeugt werden. Das Team des Welcome Centre unterstützt bei kleinen und großen Herausforderungen wie Behördengängen, Familiennachzug oder auch Wohnungs­suche. Attraktive Einzelpakete nehmen den Personal­abteilungen hiesiger Unternehmen eine kaum zu be­wältigende, komplexe Arbeit ab. Neuen Mitarbeitenden können Unternehmen auf diese Weise das Ankommen erheblich erleichtern und Wertschätzung entgegen­bringen.

Im Februar 2024 beginnt die achte TOPAS-­Zertifizierungsrunde. Wer nun Interesse an diesem Employer-­Branding-Gesamtpaket bekommen hat, kann schon in Startposition gehen: Anmeldeschluss für den bis Herbst 2024 laufenden Qualifizierungsprozess ist der 15. Januar 2024. Bewerben sollten sich alle Unternehmen, die sich im Bereich der Fachkräftegewinnung und -bindung aktiv für die Zukunft aufstellen und sich mit anderen Entscheidern vernetzen wollen. Die Teilnehmer aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung absolvieren dazu Workshops, Seminare und Gesprächsrunden, in denen sie sich aktiv und intensiv austauschen. Brune betont abschließend: „Mir ist es wichtig, jedes Unternehmen an seinem Ausgangspunkt abzuholen und gemeinsam individuelle Ziele zu erarbeiten. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen können professionell begleitet ihre Arbeitgebermarke aufbauen und weiterentwickeln. Für viele ist TOPAS der Startschuss, andere wollen noch besser werden. Für beide Fälle haben wir die nötigen Instrumente und freuen uns, den Weg gemeinsam zu gehen.“ ƒ

„Ein Job ist heute nur noch einer von vielen Schritten in der Berufsbiografie, deswegen spielt die Arbeitszufriedenheit im Job auch eine immer größere Rolle für die Bindung.”

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